Wasserbedarf Pferd: Wie viel Wasser trinkt ein Pferd am Tag?

Pferdebesitzer und Reiter wissen um die große Verantwortung für die Gesundheit ihres Pferdes. Sie benötigen daher spezielle Kenntnisse rund um artgerechte Haltung und die Bedürfnisse der Tiere. Wie viel Trinkwasser einem Pferd am Tag zur Verfügung stehen sollte, gehört dazu.

In diesem Beitrag erläutern wir den Wasserbedarf eines Pferdes, von welchen Faktoren die Menge abhängig ist und welche Probleme durch Wassermangel entstehen können.

Ein durchschnittlich schweres Großpferd (400-500 kg) trinkt am Tag 20-30 Liter Wasser, um seinen Erhaltungsbedarf zu decken. Essenziell für das Wohlergehen des Pferdes ist auch die Qualität des Wassers, das rein und frei von jeglichen Verunreinigungen sein sollte.

Ein Pferd trinkt durchschnittlich 20 bis 30 Liter Wasser am Tag.

Wasserhaushalt und Thermoregulation

Wasser ist das Lebenselixier für einen gesunden Organismus. Die spezifische Tagestrinkmenge pro Pferd kann stark variieren – ein Richtwert sind 5 Liter pro 100 kg Körpergewicht – und ist abhängig von der Art der Fütterung, der Außentemperatur und natürlich der Arbeitsleistung des Tieres. Bei Höchstleistung kann die Menge auf 10 Liter ansteigen.

Alle Vitalfunktionen eines Pferdes brauchen Wasser, um den lebenswichtigen Stoffwechsel aufrechtzuerhalten. Der Körper wird über das Blut mit Nährstoffen versorgt. Stoffwechselendprodukte werden über die Lymphflüssigkeit transportiert und über die Niere (Urin), die Verdauung (Pferdeäpfel), das Schwitzen und die feuchte Ausatemluft wieder abgegeben.

Tatsächlich besteht ein Pferd zu ungefähr 60 % aus Wasser (in Form von Körperflüssigkeiten). Gehen mehr als 10 % davon ersatzlos verloren, sind gesundheitliche Probleme schon nach kurzer Zeit – circa 24 h – die Folge.

Pferde steuern ihre Körpertemperatur (normal: 37,5 °C– 38,2 °C) über die Mechanismen der „Thermoregulation“. Wärme entsteht als Nebenprodukt der Stoffwechselvorgänge. Diese werden durch Bewegung und sportliche Anstrengung erhöht.

Nun produziert der Körper Schweiß, um über die auf der Haut entstehende Verdunstungskälte die Körpertemperatur wieder zu senken. Trinken sie dann zu wenig, drohen Kreislaufprobleme und Überhitzung, da der Kühl-Mechanismus nicht funktioniert.

Die beschriebene Thermoregulation setzt auch bei hohen Außentemperaturen ein.

Dehydrierung

Verliert ein Pferd mehr Flüssigkeit, als es aufnehmen kann, droht es zu dehydrieren (auszutrocknen). Dies kann durch starkes Schwitzen (bis zu 10 Liter Schweißverlust pro Stunde sind möglich), starke Blutungen (innerlich oder äußerlich) oder auch schweren Durchfall eintreten. Folgende Symptome können Anzeichen dafür sein:

  • das Pferd ist apathisch, reagiert nicht auf Ansprache, eventuell schwankt es
  • die Augen sind matt, eingesunken, trocken
  • Pferd frisst nicht
  • Verdauungsprobleme, Durchfall
  • wenig Kotabsatz
  • Anzeichen einer Kolik
  • trockene Schleimhäute

Folgende Tests können den Verdacht bestätigen:

  1. Kontrolle der PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur). Steigt die Temperatur über 40 Grad, ist dies ein Notfall und das Pferd braucht sofort tierärztliche Hilfe.
  2. Kontrolle der Kapillarfüllzeit im Maulinneren (das Zahnfleisch wird mit der Fingerkuppe kräftig eingedrückt, sodass es weiß wird – es sollte sich nach spätestens zwei Sekunden wieder rosa färben).
  3. Kontrolle der Elastizität der Haut (am Hals des Pferdes wird mit zwei Fingern eine Hautfalte hochgezogen, die sich nach 2 Sekunden wieder abgesenkt haben sollte).

Vorsorge durch Kontrollen

In der modernen Pferdehaltung sorgen Selbsttränken für ständigen Zugang zu frischem Wasser. Um eine Mangelversorgung aus technischen Gründen auszuschließen, sollten diese unbedingt täglich(!) auf Funktion und Sauberkeit überprüft werden.

Leitungen können schadhaft sein und manche Pferde verstopfen die Tränken mit Heu oder Stroh oder Pferdeäpfeln. Das darf nicht unentdeckt bleiben! Bei Koppelhaltung sind ebenfalls jeden Tag Kontrollen der Wasserstellen durchzuführen.

Besonders im Winter kann es durch Frostschäden zu Problemen kommen. Das Tränken aus Eimern ist eine arbeitsintensive Alternative, die aber eine gute Kontrolle über die Trinkmenge ermöglicht und den Kontakt zum Pferd intensiviert.

Mehr Wissenswertes rund um den Wasserbedarf von Pferden

Manche Pferde neigen dazu, zu hastig zu trinken, wenn sie besonders durstig sind. Das kann insbesondere bei kaltem Wasser eine gefährliche Krampfkolik auslösen. Um dies zu verhindern, ist handwarmes Wasser anzuraten. Außerdem kann Stroh auf das Wasser gelegt werden, um gieriges Trinken zu verhindern.

Es kann vorkommen, dass Pferde typbedingt einfach schlechte Trinker sind. Auch mit dem Alter lässt der Durst nach, was immer die Gefahr von Kreislaufproblemen mit sich bringt. Eine Möglichkeit, das Trinken zu fördern, ist das Beimischen von Aroma durch Apfelsaft oder Kräutertee. Auch ein Salzleckstein neben der Tränke oder das Füttern von Elektrolyten (nach Absprache mit dem Tierarzt) kann den Durst anregen. Eingeweichtes Futter wie Mash oder Rübenschnitzel bringt auf nahrhafte Weise Wasser in das Pferd.

Pferde kennen und mögen den „Wassergeschmack“ ihres Heimatstalles. Es kann vorkommen, dass besonders sensible Tiere in stressigen Situationen, wie zum Beispiel auf dem Turnier, fremdes Wasser nicht trinken. In diesem Fall sollte ein Wasservorrat von zu Hause mitgenommen werden, um die Versorgung sicherzustellen.

Auch die Fütterung hat Einfluss auf die Trinkmenge. Trockenes Kraftfutter und Rauhfutter machen durstiger als ein Tag auf der Weide mit viel Gras (sogenanntes Saftfutter).

Während Stuten ihr Fohlen säugen, verlieren sie bis zu 18 Liter Flüssigkeit am Tag über die Milch, folglich steigt der Wasserbedarf erheblich.

Trinkt ein Pferd plötzlich deutlich mehr als üblich, steckt leider oft eine Erkrankung dahinter und der Tierarzt sollte zurate gezogen werden. Zu erkennen ist dies auch an einer deutlich nasseren Box durch vermehrten Urinabsatz.

Quellen und weitere Informationen

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Katrin Albrecht, Pferdewirtschaftsmeisterin und Reitlehrerin FN sowie Fachredakteurin Reitsport.

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