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Kangal im Rasseportrait

Der Kangal ist ein sehr großer und massig wirkender Hirtenhund aus Anatolien, der in seiner Heimat als Nationalhund ein hohes Ansehen genießt. Das folgende Porträt informiert darüber, welchen Einfluss seine Herkunft auf das Wesen dieses stolzen Hundes hat und welche hohen Anforderungen bezüglich artgerechter Haltung und Führung auf einen Kangalbesitzer zukommen.

Der Kangal ist ein sehr großer und massig wirkender Hirtenhund aus Anatolien, der in seiner Heimat als Nationalhund ein hohes Ansehen genießt.

Kangal Steckbrief

RasseKangal auch Anatolischer Hirtenhund, Karabash und Çoban Köpeği genannt
GewichtRüde: 50-65 kg, Hündin: 40-55  kg
GrößeRüde: 74-81 cm, Hündin: 71-79 cm
Charakterwachsam, pflichtbewusst, selbstsicher, respekteinflößend, wehrhaft
HerkunftTürkei
Farbenfalbfarben, grau, mit schwarzer Maske
Lebenserwartung12 Jahre und mehr 
Beliebtheitin seiner Heimat Türkei als Nationalhund sehr beliebt, in Deutschland als Listenhund sehr eingeschränkt

Herkunft und Geschichte

Die Heimat der Hunderasse Kangal liegt in Zentralanatolien in der Türkei. Bereits aus dem 12. Jahrhundert finden sich Beschreibungen kangalähnlicher Hunde in Anatolien, die mit den Nomaden umherzogen und deren Nutztiere vor Fressfeinden schützten. Diese Begleiter der Herden und der Menschen sind natürlich entstandene Hunde mit einem sehr einheitlichen Erscheinungsbild. Traditionell wurde der stattliche Kangal mit der dunklen Maske in der Türkei Karabash genannt, was Schwarzkopf bedeutet und keine Rassebezeichnung darstellte. 

Die Wiege ihrer Zucht soll in der anatolischen Provinz Sivas liegen. Dort war eine bedeutende, adelige Züchterfamilie mit Namen “Kangal” ansässig, die sich als erste der intensiven und professionellen Zucht des Karabash annahm und sie über Jahrhunderte führte. Zur besseren Unterscheidung von den anderen Schlägen der türkischen Hirtenhunde gaben sie dem “Schwarzkopf” ihren Familiennamen, nämlich Kangal. 

Für den Kangal gilt, er hat eine lange Geschichte und Tradition in der Türkei. Die Hege dieser besonderen Rasse mit den so wertvollen Eigenschaften für die Nomaden, die ihre Tierherden als Lebensgrundlage hielten, lag seit jeher auch in ihren Händen. Es waren die Hirten, die auf die Reinerhaltung der Rasse und die besten Deckrüden großen Wert legten. Bis heute werden Kangals in ihrem Heimatland mit viel Stolz gehalten und genießen in der Türkei einen Status als Nationalhund. So findet sich ihr Abbild auf einer türkischen Münze sowie auf Briefmarken.

Da es lange Zeit keine Institution für die organisierte und dokumentierte Zucht im Land gab, fand der Kangal als Rassehund international erst spät Anerkennung. Inzwischen existiert ein türkischer Zuchtverband (KIF).

Der Kangal hat eine lange Geschichte und Tradition in der Türkei
KangalshepherddogCC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Erst im Jahre 1989 wurde vom FCI ein Rassestandard für den Anatolischen Hirtenhund (türkisch: Çoban Köpeği = Hund des Hirten) eingetragen. Wobei es einen reinrassigen Anatolischen Hirtenhund im strengsten Sinne gar nicht gab, denn die FCI führt unter diesem Namen gleich vier türkische Hirtenhund – Schläge auf: Den Akba, den Karabas, den Kars-Hund und den Kangal. 

Der gesamten Züchterschaft gefiel diese Vereinheitlichung ganz und gar nicht, denn für sie sind alle außer dem Karabas eigenständige Rassen mit unterschiedlichen Genpoolen. Sie orientierten sich daher an den Standards der Türkei, um reinrassige Hunde zu erhalten.

2018 wurde dieser allgemeine Standard von der FCI aufgehoben und der Kangal seitdem als eigenständige Rasse geführt. (türkisch: Kangal Çoban Köpeği). Die schwarze Maske des Kangal, die ihn von den anderen Anatolischen Hirtenhunden unterscheidet, wird hier aufgeführt.

Die Verbreitung der Rasse durch Export in andere Länder der Welt begann um 1950 herum und seit den 1970er-Jahren haben sich international in vielen Ländern Zuchtstätten für den Kangal etabliert. 

Charakter und Wesen

Der Kangal ist ein stolzer und kraftvoller Herdenschutzhund, dessen Wurzeln in den kargen Bergregionen Anatoliens liegen. Lange wurde er nur dort gehalten und von den Hirten als verlässlicher Wach – und Schutzhund hoch geschätzt. In der Zucht gingen sie, bezogen auf seine  Eigenschaften, extrem selektiv vor. Die Aufgabe eines guten Herdenschutzhundes bestand darin, die Herde zu jeder Zeit im Auge zu haben und vor allen Feinden zu beschützen. Der Kangal bewältigte diese Order völlig eigenständig, auch in Abwesenheit des Hirten. Dies setzt ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Mut voraus, sowie die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Die Kangals arbeiteten dabei allein oder bei großen Herden im Verbund mit mehreren Hunden.

Pokut Yaylası, Çamlıhemşin/Rize, Türkei – Ein Kangal sucht er sich eine erhöhte Position in der Landschaft, von der aus er einen guten Überblick über das ihm anvertraute Terrain und die Tiere hat.

So war ihr Auftrag, durch ihre Präsenz und durch Verbellen potenziell gefährliche Eindringlinge einzuschüchtern und zu verjagen. Dies sollte effektiv und kraftsparend geschehen, um im Ernstfall alle Kräfte für einen Kampf bündeln zu können. Dieses Verhalten ist genetisch tief in den Kangals verankert. Sie fungieren instinktiv und bis heute ohne eine aufwändige Ausbildung.

Dieses eigenständige, beschützende und mutige Wesen macht den Kangal aus und genau für diese Aufgaben lebt er. Charakteristischerweise sucht er sich eine erhöhte Position in der Landschaft, von der aus er einen guten Überblick über das ihm anvertraute Terrain und die Tiere hat. Sein Verhältnis zu seinem Herren ist zutiefst loyal, er ist ihm treu ergeben im professionellen Sinne und würde alles für ihn tun. 

Fremden gegenüber ist er ruhig und sachlich, solange sie ihm keinerlei Anlass zu Misstrauen geben oder potenziell feindliches Verhalten zeigen. Wittert er reale Gefahr, wird sein Verhalten blitzschnell und unmissverständlich umschlagen und er geht in den Verteidigungs – und, wenn nötig, in den Angriffsmodus über. 

Diese Instinkte bedeuten mitnichten, dass es sich um einen aggressiven Hund handelt. Von seinem Wesen her ist er eher ein großer, sanfter Riese. Der Kangal ist stattlich und beeindruckend und strahlt dabei doch eine angenehme Ruhe aus. Das macht seine Persönlichkeit so angenehm. Allerdings besteht die Herausforderung für seinen Besitzer darin, die Seele dieses Hundes wirklich zu verstehen. Denn er kann seine ruhige und in sich ruhende Seite nur zeigen, wenn er durch artgerechte Haltung und Beschäftigung seiner Bestimmung nachgehen kann und dadurch seine Zufriedenheit findet.

Anschaffung und Preis

Bevor die Wahl auf einen Kangal fällt, ist es ratsam, sich mit den besonderen Anforderungen, die ein großer Herdenschutzhund an seinen Halter stellt, intensiv auseinanderzusetzen. Wirklich zu empfehlen ist ein Kangal nur bei entsprechender Hundeerfahrung, Sachkunde und wirklich geeigneten Haltungsbedingungen. Er ist ein Hund für Experten, niemals für einen Hundeanfänger. 

Der Kangal ist ein Listenhund, das bedeutet, die Haltung unterliegt in einigen Bundesländern besonderen Bestimmungen. Es gelten keine einheitlichen Bestimmungen für Listenhunde (umgangssprachlich oft als “Kampfhunde” bezeichnet), da die Länder diese eigenständig festlegen können. Die aktuell geltende Gesetzeslage sollte daher unbedingt vor einem Kauf für den eigenen Wohnort bei den zuständigen Ämtern abgeklärt werden. 

Auch die Auswahl eines Kangalzüchters sollte mit Sorgfalt erfolgen. Nach wie vor befinden sich die meisten Zuchtstätten in der Türkei selber, in Deutschland sind sie sehr rar. Kangals sollten nur von seriösen, verantwortungsvollen Züchtern erworben werden, um die Gesundheit und das ursprüngliche Wesen dieses besonderen Hundes zu erhalten. Empfehlungen sind dem VDH angeschlossene Züchter. 

Die meisten Kangal Zuchtstätten befinden sich in der Türkei. Für einen Kangal Welpen wird mit einem Anschaffungspreis von 1000 Euro und mehr zu rechnen sein.

Allergrößte Bedeutung hat die Aufzucht und die frühe Sozialisierung der Welpen, um einen lebensfrohen und wesensfesten Kangal zu bekommen, der sich gut in seine neue Lebenssituation einfügen kann. Einen guten Züchter erkennt man unter anderem auch daran, dass er seine Tiere nur in qualifizierte Hände abgeben wird, wo eine artgerechte Haltung für die Zukunft des Hundes sichergestellt ist. Für einen Kangal Welpen wird mit einem Anschaffungspreis von 1000 Euro und mehr zu rechnen sein.

Aufgrund der Haltungsproblematik und der Zuordnung zu den Listenhunden finden sich immer wieder Kangals oder Kangal-Mixe mit einem oder mehreren Vorbesitzern auf den Adoptionslisten des Tierschutzes. Oft sind dies Problemhunde, welche durch vorangegangene unsachgemäße Haltung und Führung schwer zu vermitteln sind. Diese Kangals gehören nur in die Hände von Experten für die Wiedereingliederung von schwierigen Hunden. 

Zusammenfassend ist zu sagen, Kangals sind seltene Hunde. Das hat seine Berechtigung, denn so interessant und beeindruckend sie auch sein mögen, die Realität ist, dass nur wenige Hundefreunde ihnen im dicht besiedelten Deutschland ein artgerechtes Leben bieten können. 

Haltung und Pflege

Ein Kangal ist ein Herdenschutzhund, dessen Wurzeln in den Weiten der anatolischen Bergregionen liegen. Dort ist er selbstständiger Wächter und Verteidiger der ihm anvertrauten Herden. Er ist äußerst wachsam und territorial und ordnet ein bestimmtes Gebiet um seine Herde herum als “sein” Territorium ein, das es zu bewachen gilt. So kommen sich Hunde benachbarter Herden auch nicht ins Gehege, denn die Fronten sind klar abgesteckt.

Ein Kangal ist ein Herdenschutzhund, dessen Wurzeln in den Weiten der anatolischen Bergregionen liegen.

In jedem Fall braucht ein Kangal Platz und eine Aufgabe, im besten Falle eine Herde. Dies wird in Privathaltung in den seltensten Fällen gegeben sein. Seine Mindestanforderungen sind ein großes Areal, das er sein Reich nennen kann und wo er sich rund um die Uhr frei bewegen kann. Dafür braucht sein Revier in bewohnten Gebieten eine solide und hohe Einfriedung. Gibt es keine Herde, wird er das Grundstück und alle seine Bewohner schützen. Dieses natürliche Verhalten hat in dicht besiedelten Gebieten keinen Raum. 

Um einen Kangal zu erziehen, braucht es Erfahrung und Hundeverstand sowie eine Führungspersönlichkeit, deren klare Linie für den Kangal zu jeder Zeit spürbar ist. Dann wird er sie anerkennen und sich bei gleichzeitiger artgerechter Haltung und körperlicher Auslastung zufrieden unterordnen.

Der Kangal ist in keinem Fall ein Wohnungshund, der mit einem Spaziergang an der Leine zufriedengestellt werden kann. Er kann und möchte gerne gänzlich draußen leben, denn es liegt in seinem Naturell, Wind und Wetter zu trotzen. 

Um einen Kangal zu erziehen, braucht es Erfahrung und Hundeverstand sowie eine Führungspersönlichkeit, deren klare Linie für den Kangal zu jeder Zeit spürbar ist.

Was seine Pflege angeht, kann als anspruchslos bezeichnet werden. Auch dies liegt in seiner Herkunft und Geschichte begründet, denn er war ein pflichtbewusster Arbeitshund der Hirten. Seine Wetterfestigkeit hängt mit seinem robusten Fell mit dichter Unterwolle zusammen. Es benötigt regelmäßige Pflege, denn ein Kangal verliert viele Haare und es gibt einige Stellen, die leicht verfilzen. Intensives Bürsten ist daher besonders im zweimal jährlich erfolgenden Fellwechsel erforderlich. Selbstverständlich gehören regelmäßige Kontrollen der Haut, der Augen und Ohren und der Krallen zum Pflegeprogramm.

Negative Eigenschaften und Krankheiten

Mit dem Kangal haben wir den Urtyp eines Hundes vor uns. Er ist klar strukturiert, damit für einen Hundekenner in seinem Verhalten gut zu verstehen und gut zu führen. Voraussetzung dafür sind die oben beschriebenen kangal-gerechten Haltungsbedingungen. 

Sollten diese Rahmenbedingungen nicht gegeben sein, so wird der Kangal sich zu einem “menschgemachten” schwierigen Hund entwickeln und Eigenschaften hervorbringen, die sich sehr negativ in normalen Alltagssituationen auswirken können. Nicht umsonst wird er als Listenhund geführt, denn in den falschen Händen kann von ihm eine potenzielle Gefahr ausgehen. 

Durch die kompromisslose Selektion der Hirten, die nur die stärksten und besten Hunde für die Zucht auswählten, wurde der Grundstein für eine robuste und gesunde Hunderasse gelegt. Das hat sich in den reinen Zuchtlinien bis heute erhalten und besondere rassetypische Krankheiten sind nicht bekannt. Lediglich durch seine überdurchschnittliche Größe und das Gewicht kann es in seltenen Fällen zu Dysplasien des Hüftgelenks kommen.

Vorbeugend sollten diese Hunde nicht ständig viele Treppen steigen müssen und Sprünge mit großer Belastung für die Gelenke der Hinterhand sollten vermieden werden.

Informationen zum Kangal als Listenhund 

In den Bundesländern Hessen und Hamburg wird der Kangal als Listenhund geführt. Listenhunde sind Vertreter bestimmter Rassen, die per Gesetz mit Abstufungen als gefährlich (I) oder aggressionsbereit (II), also potenziell gefährlich, eingestuft werden.

In Hamburg wird bei den Listenhunden im §2 des Hundegesetzes unterschieden in „unwiderlegbar gefährlich”, widerlegbar gefährlich” und “bereits auffällig geworden“. 

Der Halter eines Kangals kann durch einen erfolgreich bestandenen Wesenstest die Einstufung als Listenhund rückgängig machen. 

In Hessen bedarf es für die Haltung eines Listenhundes der Erlaubnis der zuständigen Ordnungsbehörde. Für die Erteilung dieser Erlaubnis wird ein Sachkundenachweis des Halters sowie ein Wesenstest des Hundes verlangt.

Die Kampfhundeverordnung Hessen besagt unter anderem: „Gefährlich sind Hunde, die durch Zucht, Haltung, Ausbildung oder Abrichtung eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust, Schärfe oder eine andere in ihren Wirkungen vergleichbare, mensch- oder tiergefährdende Eigenschaft besitzen.“

Für den Kangal und alle Kangalmixhunde wird im Bundesland Hessen eine solche Gefährlichkeit vermutet.

Quellen und weitere Informationen

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